Meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich habe heute die Ehre vor Ihnen eine Laudatio zu halten, für eine überaus vielseitige junge Künstlerin, welche mit viel Engagement und Feingefühl in verschiedener Funktion seit 2015 an den Landesbühnen Sachsen engagiert ist.

Sie fing an diesem Haus als Regieassistentin an und seit der Spielzeit 2016/17 hat sie auch als Puppenspielerin die Verantwortung bei der Weiterentwicklung des Figurentheaters.

Hier spielt sie eine maßgebliche Rolle, denn ihre Leidenschaft gilt dem Puppenspiel.

Und das ist auch gut so, denn der österreichische Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan sagte kürzlich in einem Interview:

„im deutschsprachigen Raum sei das Puppentheater irgendwie osmotisch getrennt vom Rest des Theaters---doch in den letzten Jahren gibt es endlich eine Renaissance!“

Diese Aussage unterstreicht der Freundeskreis der Landesbühnen Sachsen und Felsenbühne Rathen e.V. mit ihrer Entscheidung, Kora Tscherning für ihr Engagement in dieser Sparte mit dem Nachwuchsförderpreis auszuzeichnen.

Die Liste Ihrer Talente umfasst diverse Bereiche des Theaters. Den Grundstein dafür legte sie mit Ihrer Ausbildung:

Kora studierte von 2007 – 2011 Figurenspiel und Figurenbau an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, sowie Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin. 

Aber das war ihr noch nicht genug.                

Neben ihrer spielerischen Tätigkeit– studierte sie zusätzlich Dramaturgie an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig.

UND…ist außerdem Mitbegründerin der freien Gruppe „FigurenKombinat“ in Stuttgart.

Ich persönlich begegnete dieser besonderen Künstlerin zum ersten Mal im Jahre 2014 in der Opernproduktion „Moskau Tscherjomuschki“ von Dmitri Schostakowitsch an der Semperoper, unter der Regie von Christine Mielitz.

Das war für uns beide eine bewegende Zeit.

Damals viel mir schon auf, mit welcher Ruhe und Zielstrebigkeit ihr inhaltliche Ausformungen einer Figur im Zusammenspiel mit anderen Künsten innerhalb einer Inszenierung gelingen. Kora ist nie müde geworden, neue Ansätze zu finden, ihre Erfahrungen einzubringen und das Team der Puppenspieler zusammen zu halten.

Sie stand immer mit Rat und Tat zur Seite und ist maßgeblich am Erfolg dieser Produktion beteiligt gewesen!

Das wurde mir im Nachgang klarer, als ich etwas über sie im Internet recherchierte, denn schon ihre Abschlussarbeit eine Inszenierung über Heinz Rühmann schloss sie erfolgreich als „Bachelor of Arts“ ab und die Presse schrieb darüber:

„Wie Kora Tscherning die große, beklemmend kränklich wirkende Puppe führt und ihr eine brüchig zweifelnde Stimme gibt, wie sie in Interaktion mit Wiebke Schulz den alten Mann aus einem Koffer Dinge klauben lässt, aus denen er ein Leben baut, ist sensibel und gleichzeitig skurril umgesetzt.“

Aber nicht nur dort spielte sie sich in die Herzen der Zuschauer…sie wirkte u.a. in verschiedenen Inszenierungen, z.B. am Schauspiel Stuttgart oder am Volkstheater Bautzen mit, bis sie an den Landesbühnen Sachsen engagiert wurde.

…Und hier begegneten wir uns zum zweiten Mal.

Weil ich Kora Tscherning als eine sensible, mitdenkende und immer an der Sache arbeitende Spielerin kennengelernt hatte, war für mich klar, in dem Musikmärchen „ Die Sonne“ von Reinhard Lakomy und Monika Ehrhardt muss Kora mitspielen.

 

Ich sah sie zuvor im Liederabend mit ihrer Großpuppe „Elfriede“ agieren und wusste, das ist es. Die Seepferdchen in der „Sonne“, eigentlich für zwei Kinder Darsteller geschrieben, müssen Puppen sein, geführt von Kora!

Und so kam es dann auch.

Die Seepferdchen Stibbi1 und 2 wurden durch Kora zum Leben erweckt und kommen unglaublich sympathisch, zart und doch führungsstark herüber!

Die Kinder im Publikum staunen jedes Mal, wenn Kora mit ihren Puppen aus dem Orchestergraben auftaucht und sie ihre Runden drehen.

Es ist auch ihr Verdienst, dass diese Figuren so liebevoll hergestellt wurden.

Was mich an Kora in der Produktion „Die Sonne“ aber am meisten beeindruckte, war ihr Verständnis und die Umsetzung einer Szene.

Sie übernimmt Verantwortung und macht aufmerksam, wenn es im Probenprozess irgendwo noch klemmt.

Ich kann sagen, unsere kreative Zusammenarbeit war über alle Maßen, ein Ausdruck intensiver Partnerschaft.

Das war ein großes Geschenk.

Sie selbst sagt über ihren künstlerischen Anspruch: „Ich liebe Geschichten. Und Puppenspiel ist ein tolles Medium, um diese zu erzählen.“ Denn ein Schauspieler spielt die Dinge, während das Puppenspiel die Geschichte ins Bild bringen kann und dadurch greifbarer macht.

Wie wahr.

Zu Recht bekommt sie heute diesen Preis verliehen und ich freue mich besonders, dass durch diese Auszeichnung eine Puppenspielerin mit großer Leidenschaft für das Theater geehrt wird und die Sparte Puppenspiel wieder einmal mehr an Aufmerksamkeit gewinnt.

Herzlichen Glückwunsch liebe Kora!

 

Laudatio von Katrin Wolfram für die Förderpreisträgerin 2018